Chronik

Karl Kühne und Simon Hosch waren die „Männer der ersten Stunde“. Ihnen und fünf weiteren jungen Männern gelang es im Jahre 1901, in Ichenheim eine Musikkapelle ins Leben zu rufen. Bekanntlich ist aller Anfang schwer, und so hatte die noch junge Kapelle sieben Jahre später gerade einmal die Stärke einer Fußball-Mannschaft. Zu elft hatten sie damals, im Juli 1908, ihren ersten großen öffentlichen Auftritt beim Militärvereins-Gaufest in Ichenheim. Im Sonntagsanzug und mit hellen Strohhüten spielten sie zum Tanz auf.
Erst drei Jahre später, im Juni 1911, schlug die Geburtsstunde des Musikvereins Ichenheim. Hafnermeister Karl Fässler schlug im Anschluß an die Fronleichnamsprozession vor, einen Verein zu gründen, um den Musikern den Kauf von Instrumenten und Noten zu ermöglichen. Gemeinderat Augustin Rinderle wurde zum ersten Vereinsvorsitzenden gewählt. Aber der 1. Weltkrieg, zu dem auch die Ichenheimer Musiker „… ausnahmslos zu den Waffen eilten …“ (Chronik), machte dem jungen Verein schon im August 1914 ein frühes Ende.
Vor allem dem Gründungsmitglied Karl Kühne war es 1919 zu verdanken, den richtigen Dirigenten für den Neuaufbau zu finden. Es war Oberlehrer Franz Heim, der die Musikkapelle bis 1926 leitete. In jenem Jahr feierte man auch das 25-jährige Jubiläum mit Fahnenweihe. Das schlechte Wetter verhinderte allerdings einen finanziellen Erfolg, so dass die Musiker ihre erste eigens für das Jubiläum angeschaffte Uniform größtenteils aus eigener Tasche bezahlen mussten.

Nach dem 2. Weltkrieg wurden Verein und Kapelle im November 1947 „ … unter Berücksichtigung der Verordnungen der französischen Militärregierung …” neu gegründet. Jakob Grabenstetter (Vorsitzender) und Wilhelm Schwärzler (Dirigent) zeichneten sich für den Wiederaufbau verantwortlich und leiteten Verein und Kapelle bis in die 60er Jahre.
1954 wurde das Rheinfest ins Leben gerufen, das bis heute Tradition hat und als Inbegriff des Ichenheimer Musikfestes gilt.
Ein Generationswechsel im Jahr 1966: Junge Leute aus den Reihen der Aktiven übernahmen die Verantwortung. Rupert Rudolf wurde Vorsitzender, Klaus Fässler übernahm den Taktstock. Mit neuem Elan, neuen Gesichtern und vor allem mit den ersten Frauen in der Kapelle ging es in die 70er Jahre. Auf tragische Weise verloren die Musiker im Mai 1973 ihren Ehrendirigenten Wilhelm Schwärzler, der beim Rheinfest verstarb.
Im September 1974 wurde Walter Bläsi neuer Dirigent der Kapelle. Die ohnehin schon gute Jugendarbeit wurde noch mehr intensiviert, das musikalische Repertoire der Kapelle sowohl um klassische Themen als auch um moderne Literatur erweitert. Elektronische Instrumente bereichern seit Ende der 70er Jahre den Ichenheimer Sound.
Auf Walter Bläsi, der 1984 zum neuen Ehrendirigenten ernannt wurde, folgte der junge Berghauptener Thomas Berger als Dirigent. Licht- und Show-Effekte wurden Ende der 80er Jahre bei den Jahreskonzerten eingeführt, die seither in der neuen Lindenfeldhalle in Dundenheim stattfanden. Nach 21 Jahren an der Spitze des Vereins wurde Rupert Rudolf im Jahr 1987 zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Sein Nachfolger wurde Siegfried Grieshaber.
Als Dirigent übernahm Martin Ebert aus Achern 1992 den Taktstock aus den Händen von Thomas Berger, der zur Stadtkapelle Offenburg wechselte. Zwei Jahre später, 1994, wurde als erste Frau in der Vereinsgeschichte Marita Wendle zur Vorsitzenden gewählt. Unter ihrer Leitung wurde im Jahr 2001 das 100-jährige Jubiläum der Musikkapelle Ichenheim gefeiert. Seit 1999 stand die Musikkapelle wieder unter der Leitung eines Dirigenten aus den eigenen Reihen. Günter Bläsi führte seither erfolgreich den Takstock. Im Februar 2002 übernahm Petra Wendle den Vorsitz im Verein.
Am Samstag den 29. November 2003 fand zum erstenmal seit Ende der 80er Jahre wieder das Jahreskonzert in Ichenheim, in der neuen Langenrothalle statt. Aus Anlass der 40-jährigen deutsch-französischen Freundschaft wurde das Konzert zusammen mit der Partnerkapelle St. Hippolyte (Elsass) durchgeführt. Im Jahre 2006 feierte die Partnerkapelle St. Hippolyte zusammen mit dem Musikverein Ichenheim ihr 110-jähriges Jubliäum mit einem Doppelkonzert in Ribeauvillé. Für den Musikverein war dieses Konzert auch der Einstand mit ihrem neuen Dirigenten Johannes Büttner aus Freiburg. Johannes Büttner trat die Nachfolge von Günter Bläsi an, der nach sieben Jahren erfolgreicher Arbeit mit dem Musikverein das Amt des Dirigenten niederlegte.
Anschließend prägte das Dirigat von Johannes Büttner den Verein. Das Repertoire wurde noch abwechslungsreicher und die Reihen der Musiker konnten immer wieder mit Nachwuchs aufgefüllt werden. Alexander Fischer übernahm den Vorsitz des Musikvereins. Mit viel Organisationstalent führte er sechs Jahre die Geschicke des Vereins, bis anschließend 2016 Reiner Hagemann übernahm. Der Musikverein Ichenheim beteiligte sich mit einem Themenhof bei der Feier zum 950-jährigen Dorfjubiläum und präsentierte die Musik im Wandel der Zeit.
Im Jahr 2019 folgte nach 14 Jahren der Dirigentenwechsel von Johannes Büttner zu Mario Rosenfeld. Mit frischem Wind ist das Dirigentenpult nun wieder neu besetzt.